Wand selbst verputzen

Verputzte Wände sind robust und schick, regulieren die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise und eignen sich für die Wandgestaltung im Neu- und Altbau. Moderne Innenputze lassen sich sogar auf schwierige Untergründe wie Betonoberflächen, Tapeten und alte Anstriche mit Dispersionsfarbe, sowie auf Fliesen und Platten auftragen.


Wer Wände selbst verputzen möchte, sollte seine Grenzen kennen. Meist versteht man unter "Verputz" die Auflage auf den nackten, gemauerten Wänden, um eine glatte Oberfläche zu erhalten, die dann mit Farbe, Tapete oder andere Materialien gestaltet werden kann. Diesen bis zu mehrere Zentimeter dicken Verputz sollte man aber professionellen Handwerkern überlassen. Ein besseres Betätigungsfeld für Heimwerker sind die eher dekorativen Varianten: Fein- und Streichputz.

Feinputze werden auf einen bestehenden Unterputz aufgebracht und sind in der Regel ein bis drei Millimeter dick. Ein Streichputz ähnelt mit seiner Schichtdicke von rund einem Zehntel Millimeter einer dickflüssigen Farbe und wird auch so ähnlich aufgebracht. Für beide Varianten gleichen sich die Verarbeitungsschritte:

1. Vorbereitung des Untergrunds
Der Untergrund muss trocken, fest und frei von Ausblühungen sein, wie sie vor allem an feuchten Wänden auftreten. Er darf nicht wasserabweisend oder verunreinigt sein. Schalöl, das im Betonbau verwendet wird oder Staub, der häufig nach einer Renovierung zurückbleibt, sind besonders kritisch für das Verputzen. Risse, Bohrlöcher und Schlitze, in denen Kabel oder Rohre verlegt wurden, sowie größere Fugen sollten Sie verschließen. Dünne Innenputze wie der Lehmspachtel-Putz "Capriccio" von Lesando sind bestandsfolgend und füllen Unebenheiten oder Schadstellen deshalb nicht aus. Solche Macken müssen vor dem Aufbringen von Feinputz zunächst verspachtelt werden. Um eine Wand zu verputzen, sollte die Raumtemperatur mindestens fünf Grad Celsius betragen.

2. Auftragen der Grundierung
Untergründe mit unterschiedlichem Saugverhalten wie Trockenbauplatten (vielerorts auch unter dem Markennamen "Rigips" bekannt), Gipsputze, Beton, Vliestapeten sowie angeschliffene oder matte Altputze müssen mit einer Grundierung vorbehandelt werden. Diese Grundierung sorgt für eine bessere Aufnahmefähigkeit des Untergrunds, ist selbst aber nicht sichtbar. Bei der Wahl von Verputz und Grundierung sollte man sich im Fachgeschäft zusichern lassen, dass beide aufeinander abgestimmt und gemeinsam verwendbar sind. Zu Ihrer Sicherheit sollten Sie vor dem Beginn der "nassen" Arbeiten im Raum die Stromversorgung trennen! Zum Vorbereiten des Putzes auf glatten Untergründen wie Beton, alten Anstrichen und Tapeten wird mit einer Malerrolle oder einem Quast - dem dicken, bürstenähnlichen Malerpinsel - die Grundierung volldeckend aufgetragen, um für die optimale Haftung des Putzes zu sorgen. Nach dem Auftragen der Grundierung dürfen keine Unterschiede mehr sichtbar sein: Das Ziel ist eine einheitliche Fläche. Die Grundierung muss einen Tag lang trocknen.

Do-it-yourself-Tipp: Klebt eine kräftige Mustertapete an der Wand, können Sie die Grundierung zusätzlich einfärben, sodass das Muster beim Wand verputzen nicht durchschlägt. Sollen nur einzelne Wandbereiche verputzt werden, die Grenzen der späteren Putz-Fläche zuvor mit dem Lot ausrichten und den Verlauf mit breitem Malerkreppband abkleben. So wird alles akkurat.

3. Anrühren des Putzes
Der Putz wird mit sauberem, kaltem Wasser nach Mengenangabe des Herstellers in einem Mörtelkübel oder Eimer angerührt. Hierfür eignet sich ein Rührquirl, wie es ihn etwa als Aufsatz für die Bohrmaschine gibt. Den Putz im noch trockenen Zustand bei laufendem Rührwerk nach und nach zugeben. Vor der Verarbeitung muss der Putz gut 30 Minuten quellen. Danach erneut kräftig durchrühren. Farbmischungen aus verschiedenen Basistönen werden in der Regel vor dem Anrühren in den trockenen Putz gegeben. Bei gebrauchsfertigen Produkten wie "Easyputz" von Knauf werden die Farbpigmente direkt hinzugefügt. Anschließend die Masse erneut kräftig verquirlen. Als Faustregel gilt: Rühren Sie etwa fünf Minuten - wie bei einem guten Kuchenteig.

Do-it-yourself-Tipp: Decken Sie den Arbeitsbereich zuvor mit Folie oder Malervlies ab. Fußleisten und angrenzende Bauteile wie Holzbalken sollten Sie ebenfalls mit Malerkrepp schützen, da angerührte Innenputze zwar selten tropfen, sich Spritzer beim Wand verputzen aber kaum vermeiden lassen.

4. Wand verputzen
Gutes Werkzeug erleichtert die Arbeit: Für das Aufbringen größerer Flächen von Feinputz eignet sich eine Venezianische Glättkelle, die sich gegenüber anderen Glättkellen durch ihre gerundeten Ecken auszeichnet. Sie empfiehlt sich beispielsweise auch für den Lehmputz "Capriccio". Am einfachsten lassen sich schöne Dekorationen mit dünnflüssigen Streich- oder Rollputzen erzielen, die mit dem Quast oder der Malerrolle aufgetragen werden. Do-it-yourself-Tipp: Um Fusseln im Putz zu vermeiden und die Aufnahmefähigkeit der Rolle zu verbessern, sollten Sie die Rolle vor dem Auftragen des Putzes mit Wasser anfeuchten und gut durchwalken.

Den Streich-, Roll- oder Feinputz immer jeweils auf einem Arbeitsfeld deckend auftragen. Das erreichen Sie, indem Sie mit der Malerrolle oder dem Quast kreuzweise arbeiten. Die Deckkraft von Streichputz erhöht sich, wenn Sie den Arbeitsgang noch einmal wiederholen. So ergibt sich eine Oberfläche mit harmonischer, einheitlicher Farbe. Die Putzmenge, die in einem Arbeitsgang aufgetragen wird, darf vor allem dann nicht zu groß werden, wenn Sie diese noch im feuchten Zustand mit einer besonderen Oberflächenstruktur versehen möchten. Je nach Raumtemperatur haben Sie bis zu einer halben Stunde Zeit, den ein- oder zweilagig aufgetragenen Putz weiter zu strukturieren.





5. Dekorative Techniken
Mit verschiedenen Werkzeugen, Spachteln, Schwämmen, Pinseln, Bürsten oder Schablonen kann die Oberfläche auch frei strukturiert werden. Tipp: Am besten arbeitet man hierbei zu zweit. Einer trägt den Putz auf, der andere behandelt die Oberfläche. So entsteht ein einheitliches Gesamtbild der Wand. Außerdem ist bei Feinputzen die Zugabe beispielsweise von Strohfasern oder Mineralien möglich, die besondere Effekte erzielen. Auch mehrfarbige Gestaltungen lassen sich in einem Arbeitsgang herstellen. Sind die Putz-Arbeiten erledigt, muss der Raum einige Tage lang gelüftet werden, damit sich das Wasser aus dem neuen Wandbelag verflüchtigen kann. Es gibt spezielle Kellen und Bürsten, um die gewünschte Wandstruktur bereits beim Auftragen zu erzielen.

Do-it-yourself-Tipp: Manche Hersteller und Händler bieten Workshops zum Erlernen der verschiedenen Putztechniken an. Darüber hinaus verleihen sie auch gut ausgestattete Werkzeugkoffer. So sind Sie bestens gerüstet, um eine Wand selbst zu verputzen.